Viktor Kortschnoi war ein schweizerischer Schach-Grossmeister russischer Herkunft. Er wurde 2006 Seniorenweltmeister. Er lag noch mit 75 Jahren auf Rang 85 der Weltrangliste und war damit seit deren Einführung der älteste Spieler in den Top 100.
Viktor Kortschnoi wurde am 23. März 1931 in Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg, geboren. Laut eigenen Erzählungen hatte er eine schwere Kindheit. Seine Eltern trennten sich führ und trotz Bemühungen gelang es seiner Mutter nicht, für ihn zu sorgen. Darum wurde er von seinem wiederverheirateten Vater erzogen. Dieser brachte ihm ab dem Alter von sechs Jahren das Schachspeilen bei. Während des zweiten Weltkries diente sein Vater in der Roten Armee und wurde 1941 an der Front getötet. Der junge Viktor wurde seinem Onkel und dann seiner Grossmutter anvertraut, die beide innerhalb eines Jahres starben. Anschliessend nahm ihn seine Stiefmutter bei sich auf. Trotz Unterernährung überlebte er die der Blockade Leningrads durch die Deutsche Wehrmacht, die von September 1941 bis Januar 1944 dauerte und mit der die Stadt ausgehungert werden sollte. Das Kriegsverbrechen forderte etwa 1,1 Millionen zivile Opfer. Die meisten von ihnen waren verhungert. 1943 wurde Viktor Kortschnoi Mitglied im Schachklub des Leningrader Pionierpalastes. Nach Kriegsende studierte er zwar lustlos aber dennoch erfolgreich Geschichte und schloss sein Studium 1954 mit dem Diplom an der Leningrader Schdanow-Universität ab. Parallel zu seinem Studium begann er eine Karriere als Schachspieler. 1947 und 1948 wurde er Jugendmeister der Sowjetunion. 1951 erhielt er den Titel «Meister des Sports» und ein Jahr später qualifizierte er sich erstmals für die sowjetische Meisterschaft. 1954 bekam er vom Weltschachbund FIDE den Titel des Internationalen Meisters verliehen, zwei Jahre später folgte der Titel des Internationalen Grossmeisters. Wenngleich Kortschnoi der Weltmeistertitel versagt blieb, waren seine Erfolge ausserordentlich. Insgesamt viermal gewann der den Titel des UdSSR-Meisters und sechsmal war er mit der Mannschaft der UdSSR bei Schacholympiaden siegreich. Korchnois Erfolge als Schachspieler waren Zeit seines Lebens nicht in erster Linie einem in die Wiege gelegten Talent sondern vor allem harter Arbeit, seiner Energie und seinem unbändigen Siegeswillen zu verdanken. Anlässlich eines internationalen Turniers in Amsterdam floh Viktor Kortschnoi im Jahr 1976 ersuchte er im Westen um politisches Asyl. Seine erste Ehefrau und seinen 1959 geborenen Sohn Igor liess er in der Sowjetunion zurück. Mit Hilfe des Weltschachbundes FIDE versuchte er später, für seine Familie eine Ausreisegenehmigung zu erhalten. Für die Sowjetunion war die Flucht Kortschnois ein Affront. Turniere, an denen er teilnahm, wurden boykottiert und seine Familie hatte unter Einschränkungen zu leiden. Direkt vor Kortschnois WM-Kampf 1978 sollte sein Sohn zum Militärdienst eingezogen werden. Als er sich weigerte und zu fliehen versuchte, wurde er zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. 1978 liess sich Viktor Kortschnoi in der Schweiz nieder und trat bei Schachturnieren fortan für seine Exilheimat an. Elfmal trat er für die Schweiz an Schacholympiaden an und gewann dabei viermal Gold. Die Schweizer Landesmeisterschaften gewann er fünfmal. Sein kompromissloser Stil brachte Kortschnoi den Spitznamen Viktor der Schreckliche ein. Aufgrund seiner ungewöhnlich langen, an die 50 Jahre dauernden aktiven Karriere hält Kortschnoi mit fast 5000 dokumentierten Partien den Rekord für die meisten gespielten Schachpartien. Am 21. Mai 1991 heiratete er Petra Leeuwerik, die ihn bereits bei seinem WM-Kampf 1978 als Delegationsleiterin unterstützt hatte und liess sich in Wohlen (Kanton Aargau) nieder. 1992 wurde Viktor Kortschnoi in der Schweiz eingebürgert. 2012 erlitt er einen Schlaganfall. Trotzdem spielte er noch im März 2014, im Rollstuhl sitzend, erfolgreich Schaupartien. Im November 2014 wurde Viktor Kortschnoi zum Ehrenmitglied des Weltschachbundes FIDE ernannt. Am 6. Juni 2016 starb Viktor Kortschnoi an seinem Wohnort Wohlen im Alter von 85 Jahren. Felix Werner Quellen Wikipedia www.schachmuseum.ch www.chessbase.com |
Viktor Kortschnoi (1931-2016)
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