Ioannis Kapodistrias begleitete Zar Alexander 1813 in den Krieg gegen Napoleon I. Danach wurde er Gesandter Russlands in der Schweiz. Die hartnäckigen und erfolgreichen Verhandlungen, die er am Wiener Kongress im Namen Russlands zusammen mit Charles Pictet de Rochemont führte, garantiert der Schweiz seither ihre Unabhängigkeit und die «immerwährende Neutralität». Später wurde Kapodistrias erstes Staatsoberhaupt Griechenlands.
Ioannis Antonios Graf Kapodistrias wurde 1776 auf Korfu in eine Adelsfamilie hineingeboren. Der Name der Familie geht auf den Ort Capo d'Istria, der heutigen Stadt Koper in Slowenien (damals Republik Venetien) zurück, von wo die Familie im 14. Jahrhundert nach Korfu eingewandert war. Nach seiner Schulzeit studierte Ioannis Kapodistrias in Padua und Venedig Philosophie, Medizin und Jurisprudenz, kehrte 1797 in seine Heimat zurück und schlug eine diplomatische Laufbahn ein. Als am 20. März 1800 die Ionischen Inseln als Republik unter osmanische Oberhoheit gestellt wurden, erhielt er den Auftrag zur Verwaltung der Inseln Kefalonia, Santa Maura und Ithaka. In der neu gegründeten Republik stieg er rasch auf und wurde zunächst Staatssekretär, später Innen- und danach Aussenminister. Bei der Rebellion Ali Paschas gegen das Osmanische Reich 1807 wurde er Oberbefehlshaber sämtlicher Milizen der Ionischen Inseln. Die Auseinandersetzung führte noch im gleichen Jahr zum Frieden von Tilsit, durch den die Ionischen Inseln an Frankreich fielen. Dies veranlasste Ioannis Kapodistrias, sich auf seine Güter zurückzuziehen. 1809 berief ihn Russland an in das russische Aussenministerium nach St. Petersburg. 1811 wurde er Gesandter Russlands in Wien. 1813 begleitete er Zar Alexander als Chef der Kanzlei in den Krieg gegen Napoleon. Wegen guter Leistungen gewann er das Vertrauen des Zaren und wurde von diesem mit wichtigen Aufgaben betraut: im November 1813 wurde er Gesandter Russlands in der Schweiz und als Delegierter Russlands beim Wiener Kongress, wo er die Wiederherstellung der Ionischen Inselrepublik erreichte und am 20. November 1815 im Namen Russlands den Zweiten Pariser Frieden unterzeichnete. Angestossen durch den russischen Zaren führte er in Wien in enger Zusammenarbeit mit dem Genfer Charles Pictet de Rochemont hartnäckige und erfolgreiche Verhandlungen, die zur Unabhängigkeit der Schweiz und zur Garantie von deren «immerwährenden Neutralität» durch die europäischen Grossmächte führte. 1816 wurde Ioannis Kapodistrias zum Staatssekretär Russlands ernannt und verwaltete in dieser Funktion die auswärtigen Angelegenheiten Russlands sowie die neue Provinz Bessarabien. 1822 quittierte er den russischen Staatsdienst und begab sich in die Schweiz und nach 1826 nach Frankreich, in die Niederlande und nach Deutschland, wo er für die Unabhängigkeit Griechenlands warb. Im April 1827 wurde er durch die konstituierende griechische Nationalversammlung für sieben Jahre zum ersten Staatspräsidenten Griechenlands gewählt. er war bestrebt, das durch Konflikte verwüstete Land zügig zu reorganisieren. Er sah sich vielen divergierenden Interessen ausgesetzt und es wurde ihm Begünstigung seiner Landsleute auf den westlichen Inseln vorgeworfen. Die Folge waren Unruhen und Aufstände im südlichen Peloponnes und auf der Insel Hydra. Nachdem er Petros Mavromichalis, einen peloponnesischen Stammesführer festnehmen liess, wurde er am 9. Oktober 1831 in Nafpilon auf dem Weg zu einem Gottesdienst ermordet. Seine letzte Ruhestätte fand Ioannis Kapodistrias im Platytera-Kloster auf Korfu. Zu seinen Ehren trägt der Flughafen auf der griechischen Insel Korfu seinen Namen. Felix Werner |
Ioannis Antonios Graf Kapodistrias
Ermordung von Ioannis Kapodistrias am 9. Oktober 1831 in Nafpilon (Gemälde von Charlambos Pachis)
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