Die Gründung der heutigen Gesellschaft Schweiz-Russland (GSR) fiel in eine von fundamentalen Umwälzungen geprägte Zeit. Anlass der Aktivitäten waren die revolutionären Veränderungen in Russland und die 1923 nach der Conradi-Affäre eingestellten offiziellen Beziehungen zwischen der Schweiz und der Sowjetunion.
Motivation für die Gründung der GSR war die Forderung nach Wiederaufnahme offizieller Beziehungen zwischen der Schweiz und der Sowjetunion und wohl auch die Hoffnung, dadurch auch in der Schweiz gesellschaftliche Reformen zu unterstützen. Im Zweiten Weltkrieg verhielt sich die offizielle Schweiz neutral. Trotz dieser Neutralität wurden der Nationalsozialismus und die militärischen Aggressionen in Deutschland von einer grossen Mehrheit der Bevölkerung als Bedrohung empfunden und der Kampf der Alliierten dagegen unterstützt. Gleichzeitig bestand die tief verankerte Angst vor einem «überrannt werden» aus dem Osten weiter. Das Vorrücken der Roten Armee gegen Westen wurde darum nicht nur als Kampf gegen den Nationalsozialismus sondern gleichzeitig als potenzielle Bedrohung der eigenen Souveränität wahrgenommen. Diese Vorbehalte verstärkten sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa - unterstützt auch durch das offensichtliche Bestreben der Sowjetunion zur damaligen Zeit, ihren Einflussbereich in Richtung Westen auszudehnen. Die Ausrichtung der GSR war damals grossenteils eine politische. Anlässlich der Lancierung einer Petition zur Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen 1944 wurde der Konflikt mit der «offiziellen» Schweiz offensichtlich. Die GSR musste monatelang um die Bewilligung für die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift kämpfen, der Abdruck von Inseraten für die Petition wurde verboten und der Konflikt gipfelte im Skandal um ein Plakat des Künstlers Hans Erni. Innerhalb der Gesellschaft gab es Sympathie nicht nur für das Land sondern auch für das damalige politische System. Ab den Siebzigerjahren verlagerten sich die Schwerpunkte der Arbeit der GSR zusehends hin zu kulturellen Aktivitäten. Glasnost und Perestroika und die erneuten fundamentalen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Russland wurden in der GSR sehr unterschiedlich bewertet und führten schlussendlich zu einer vollständigen Abkehr von politischen Inhalten hin zu kulturellen und gesellschaftlichen Themen. Seit 2013 verzeichnete die GSR keine Aktivitäten mehr, bis sie im Herbst 2019 von Felix Werner reaktiviert wurde. Die bewegte Geschichte der GRS wurde bisher nicht systematisch aufgearbeitet. Das soll in den kommenden Jahren im Rahmen der verfügbaren Ressourcen nachgeholt werden. Die GSR ist an Informationen und Dokumenten zu ihrer Geschichte interessiert und freut sich über eine Kontaktaufnahme, falls Sie dazu einen Beitrag leisten können. |
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