Der aus Genf stammende François Le Fort war engster Vertrauter und Freund von Zar Peter dem Grossen. Er reorganisierte die Russische Armee, war massgeblich am Aufbau der Marine beteiligt, wurde vom Zaren zum ersten russischen Admiral ernannt und in den Adelsstand erhoben. Auch an der Planung für die Gründung der neuen Hauptstadt Sankt Petersburg hatte er massgeblichen Anteil.
François Le Fort wurde am 2. Januar 1656 in Genf in eine zu Wohlstand gekommene Kaufmanns- und Drogistenfamilie hineingeboren. Sein Vater hatte für ihn eine Laufbahn als Kaufmann vorgesehen. Darum verliess Le Fort 1672 als 16-Jähriger seine Heimat, um in Marseille eine Handelslehre zu beginnen. Seine Leidenschaft galt aber seit seiner frühen Jugend dem Militär. Darum entschloss er sich 1674, Offizier zu werden. Er begab sich zunächst in holländische Dienste und kämpfte gegen die Franzosen. Im Juli 1675 zog er weiter nach Moskau. Bis 1678 war er dort als Sekretär des dänischen Gesandten tätig. Im gleichen Jahr heiratete er Elisabeth Souhay, Tochter von Francois Souhay, einem französischen Obersten im Dienst des Zaren und trat seinerseits in die Russische Armee ein. Es war die Zeit des Russisch-Türkischen Krieges (1676–1681). Nach Beendigung des Krieges reiste er in seine Heimatstadt Genf, wo er am 13. April 1682 ankam und für einen Monat blieb. Auf der Rückreise nach Moskau erfuhr er in Bernburg vom Tod des Zaren Fjodor III., der am 7. Mai 1682 gestorben war. Der kränkliche und vermutlich an Skorbut leidende Fjodor III. hatte den Thron 1676 als 16-jähriger bestiegen. 1680 heiratete er in erster Ehe Agafia Gruschezkaja, die ihm den Sohn Ilja gebar, der aber 10 Tage nach der Geburt verstarb. Im gleichen Jahr heiratete er Marfa Matwejewna Apraxina. Diese Ehe blieb kinderlos. Reformen zur Zentralisierung des Staatsapparats und der Kampf um die Nachfolge führen zum Moskauer Aufstand der Strelitzen von 1682. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde der damals zehnjährige Peter (später «Peter der Grosse») zusammen mit seinem älteren Halbbruder Iwan V. zum Zaren ernannt. Da Iwan aber Epileptiker, augenleidend und geistesschwach war, hatte er keinen Einfluss auf die Regierungsgeschäfte. Regentin wurde aufgrund der Minderjährigkeit der beiden Brüder zunächst Iwans Schwester und Peters Halbschwester Sophia, die 1689 gestürzt wurde. Damit war Peter I., 17-jährig, faktisch alleiniger neuer Herrscher. François Le Fort machte in dieser Zeit eine brillante Militärkarriere: 1683 wurde er Oberstleutnant und 1687 Oberst. 1687 und 1689 nahm er an den Krimfeldzügen teil. Der junge Zar Peter I. lernte Le Fort 1689 nach der Entmachtung von Sophia kennen. Durch geselliges Talent, vielseitige Bildung, Uneigennützigkeit und unbedingte Hingebung an den jungen Zaren erwarb Le Fort dessen innige Freundschaft. Der Zar überhäufte ihn mit Ehrungen und Geschenken und stellte ihm für rauschende Feste einen Palast zur Verfügung. Wer in Russland Rang und Namen hatte, fand sich zu diesen Festen ein. 1693 reorganisierte Le Fort im Rang eines Generals die russische Armee und gründete die kaiserlich-russische Flotte, was ihm im September 1694 den Admiralsrang einbrachte. Er war damit der erste russische Admiral. Während der Feldzüge nach Asow von 1695 und 1696 gegen die Türken stand er Peter dem Grossen 1695 und 1696 als Ratgeber und Heerführer zur Seite. Er erhielt den Rang eines Grossadmirals und den Titel «Statthalter von Nowgorod». Von 1697 bis 1698 bereiste Peter I. zum Teil inkognito als Teil der «Grossen Gesandtschaft» Europa, weil er ihm fremde Länder genauer kennenlernen, Russland dem Einfluss der abendländischen Kultur erschliessen sowie politische Bündnisse und Handelsbeziehungen knüpfen wollte. Die Reise führte über Livland, Kurland, Preussen nach Holland und weiter nach England. François Le Fort fungierte auf dieser Reise als nomineller Erster Gesandter der Grossen Gesandtschaft in den Niederlanden. Nach der Rückkehr nach Russland bezog François Le Fort einen Palast am Fluss Yauza, der innert kürzester Zeit zu einem Zentrum des politischen und königlichen Lebens Russlands wurde. Selbst der Zar hielt wichtige Versammlungen und zahlreichen Feiern im Palast von Le Fort ab, der später als Lefortovsky-Palast bekannt wurde. Am 10. Dezember 1698 wurde François Le Fort vom Zaren in den Baronenstand erhoben und es wurde ihm eine Verbesserung seines Familienwappens gestattet. Grossen Anteil hatte Le Fort auch an der Planung für die Gründung der neuen Hauptstadt Sankt Petersburg. Die Gründung am 27. Mai 1703 erlebte er jedoch nicht mehr. François Le Fort starb am 12. März 1699 im Alter von nur 43 Jahren an einem Fieber. Es gilt als erwiesen, dass übermässiger Alkoholgenuss für den frühen Verfall seiner Gesundheit mitverantwortlich ist. Als der Zar von Le Forts Tod erfuhr, klagte er: «Jetzt bin ich allein ohne einen vertrauenswürdigen Mann. Er allein war mir treu. Wem kann ich mich jetzt anvertrauen?». Er ordnete ein Staatsbegräbnis mit allen erdenklichen Ehren. François Le Fort wurde auf dem Vvedenskoye-Friedhof in Moskau begraben. Heute noch trägt das Lefortovo-Quartier in Moskau in Erinnerung an François Le Fort seinen Namen. Felix Werner |
François Le Fort (1698)
Lefortovo-Palast in Moskau
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